Handschriftencensus

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz Philipps-Universität Marburg

Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters

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Handschriftenbeschreibung 9386

Aufbewahrungsorte | Inhalt | Kodikologie | Forschungsliteratur

Aufbewahrungsorte 

InstitutionArtUmfang
[a]Wien, Österr. Nationalbibl., Cod. 2681Codex234 Blätter (235 gezählte, da die Foliierung von 25 auf 27 springt). Torso eines ursprünglich dreibändigen Werkes; vom ersten Band sind die ersten drei Lagen [mit Predigtsammlung A] herausgetrennt, Teile davon sind in Bl. 1 und 2 sowie Stücken von [b] erhalten; Band 2 mit Notkers Psalmen 51-100 ist nicht erhalten; vom dritten Band fehlt die erste Lage
[b]München, Staatsbibl., Cgm 5248/3FragmentPredigtsammlung A: ein in 2 Hälften geteiltes Blatt, 2 Blatthälften und 2 Streifen; Predigtsammlung C: ein in 2 Hälften geteiltes Blatt, 2 Blatthälften und 3 Streifen
[c]München, Staatsbibl., Cgm 5248/4FragmentEin in 2 Hälften geschnittenes Blatt
[d]Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Bibliothek, Hs. 42561Fragment2 Längsstreifen von 2 Blättern
[e]Urbana (Illinois), University Libr., ohne Sign. (1)
[Im Einband von Ps.-Bonaventura: 'Compendium sacre theologie pauperis', Basel 1501]
Fragment1 Längsstreifen (= Ergänzung des ersten Nürnberger Längsstreifens)

Inhalt 

Codex:
Bl. 1r-2v = 'Althochdeutsche Predigtsammlung' A
(ein verkehrtherum vorgebundenes Doppelblatt, ursprünglich das zweite und siebte einer Lage, Predigt 4 und 1)

Bl. 3ra-103rb, Z. 20 = 'Wiener Notker' (Y, auch W), Ps. 1-50
Bl. 103rb, Z. 21 - 107vb = 'Wessobrunner Glauben und Beichte' I, bricht mit dem Lagenende ab
(13 Quaternionen, gezählt als Nr. 4-16)

Bl. 108ra-212ra, Z. 20 = 'Wiener Notker' (Y, auch W), Ps. 100-150
Bl. 212ra, Z. 20 - 212vb = 'Althochdeutsche Predigtsammlung' B, erste Predigt [plus 7 verlorene Blätter, wirkt daher heute wie eine Quinternio, deren erstem Blatt (212) das Gegenblatt bis auf einen schmalen Rest zwischen Bl. 220 und 221 weggeschnitten wurde]
Bl. 213ra - 226rb = 'Wiener Notker', Cantica
Bl. 226rb-227ra = 'Wiener Notker', Vaterunser
Bl. 227ra-vb = 'Wiener Notker', Glauben
Bl. 227vb - 229rb = 'Wiener Notker', Lobgesänge
Bl. 229rb-232rb = 'Wiener Notker', Athanasisches Glaubensbekenntnis
Bl. 232rb-235vb = 'Althochdeutsche Predigtsammlung' B, zweite bis vierte Predigt [es fehlen das Mittelstück der 3. Predigt und der Schluss der vierten Predigt, die mit dem Lagenende abbricht]
(17 Quaternionen, gezählt als Nr. 2-18, von Nr. 15 ist nur das erste Blatt = Bl. 212 erhalten, von Nr. 18 fehlt zwischen Bl. 234 und 235 das 7. Blatt)

Fragmente:
[b]: 'Althochdeutsche Predigtsammlung' A und C
[c]: 'Geistliche Ratschläge'
[d]: 'Althochdeutsche Predigtsammlung' C
[e]: 'Althochdeutsche Predigtsammlung' C.

Die ursprüngliche Positionierung der Predigtsammlung C am Ende von Band I ist am wahrscheinlichsten; die Fragmente lassen sich in 2 Blöcke gliedern:
1 verlorenes Blatt mit Beginn von Predigt 1, 5 Blätter aus [b], 1 verlorenes Blatt mit Schluss von Predigt 3;
1 verlorenes Blatt mit Beginn von Predigt 4, 1 Blatt aus [b], 2 verlorene Blätter mit dem Schluss von Predigt 4 und dem Beginn von Predigt 5, 1 Blatt = [d/1] und [e], 2 verlorene Blätter mit dem Schluss von Predigt 5 und dem Anfang von Predigt 6, 1 Blatt = [d/2], 1 Blatt mit dem Schluss von Predigt 7. Die ursprüngliche Lage des Blatts mit den 'Geistlichen Ratschlägen' ist unklar.

Kodikologie 

BeschreibstoffPergament
Blattgröße[a]: 273 x 198 mm
[b, Teil XII]: ca. 275 x 190 mm, die übrigen Teile wg. Beschneidung kleiner
[c]: ca. 273 x 185 mm
[d]: ca. 200 x 65 bzw. 50 mm
[e]: ca. 180 x 85 mm
Schriftraum[a]: 215-228 x 150-155 mm, pro Spalte ca. 223 x 70 mm, Spaltenzwischenraum 9 mm
[b], Teil X/XI: ca. 215 x 145 mm, Teil XII: 206-208 x 145-150 mm, die übrigen Teile stärker beschnitten
[c]: ca. 205 x 150-160 mm
Spaltenzahl2, nur [c] einspaltig
Zeilenzahl22-25, nur [c] 20
Besonderheiten[b], A-Gruppe = Bl. I, V, VI, II, X und XI und [c] vom gleichen Schreiber = Schreiber 1 von [a].
[b], C-Gruppe = Bl. III, IV, VII, VIII, IX und XII vom gleichen Schreiber = Schreiber 4 von [a], jeweils nach der Zählung Menhardts

zu [b]: Konkordanz der bibliothekarischen Zählung in römischen Ziffern mit der Zählung der Editionen (Steinmeyers Zählung richtet sich nach der Textreihenfolge):
Blatt I = Steinmeyer 2
Blatt II = Steinmeyer 3
Blatt III = Steinmeyer 2a und 2b
Blatt IV = Steinmeyer 1a und 1b
Blatt V und VI = Steinmeyer 5a-5d
Blatt VII = Steinmeyer 3a und 3b
Blatt VIII = Steinmeyer 4a und 4b
Blatt IX = Steinmeyer 5a-5d
Blatt X und XI von Montag ediert
Blatt XII von Wunderle/Schmid ediert
Schreibsprachebair. (Wunderle/Schmid, S. 169)
Schreibortbairisches Sprachgebiet (Wunderle/Schmid, S. 165)
Wessobrunn (?) (Wunderle [2010], S. 208)
Datierung der Hs. Ende 11. / Anfang 12. Jh. (Wunderle/Schmid, S. 165)
Ende 11. Jh. (um 1100?) (Eva Irblich, ÖNB Wien, mündlich)
Schrifttyp karolingische Minuskel (Wunderle/Schmid, S. 165)

Forschungsliteratur 

AbbildungenFarb-Abbildungen von
[a] Bl. 1r, Bl. 1v, Bl. 2r, Bl. 2v, Bl. 3r, Bl. 103r, Bl. 103v, Bl. 104r, Bl. 104v, Bl. 105r, Bl. 105v, Bl. 106r, Bl. 106v, Bl. 107r, Bl. 107v, Bl. 108r, Bl. 212r, Bl. 212v, Bl. 213r, Bl. 213v, Bl. 214r, Bl. 214v, Bl. 215r, Bl. 215v, Bl. 216r, Bl. 216v, Bl. 217r, Bl. 217v, Bl. 218r, Bl. 218v, Bl. 219r, Bl. 219v, Bl. 220r, Bl. 220v, Bl. 221r, Bl. 221v, Bl. 222r, Bl. 222v, Bl. 223r, Bl. 223v, Bl. 224r, Bl. 224v, Bl. 225r, Bl. 225v, Bl. 226r, Bl. 226v, Bl. 227r, Bl. 227v, Bl. 228r, Bl. 228v, Bl. 229r, Bl. 229v, Bl. 230r, Bl. 230v, Bl. 231r, Bl. 231v, Bl. 232r, Bl. 232v, Bl. 233r, Bl. 233v, Bl. 234r, Bl. 234v, Bl. 235r, Bl. 235v
[b],
[b, Teil XII],
[c],
[d] Streifen I, Streifen IIbeide Streifen
[e] Vorderer Einbanddeckel, Hinterer Einbanddeckel
Literatur
  • Friedrich Keinz, Über einige althochdeutsche Bruchstücke, in: Sitzungsberichte der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München, Jg. 1869, Bd. I, München 1869, S. 537-556. [online]
  • Richard Heinzel und Wilhelm Scherer (Hg.), Notkers Psalmen nach der Wiener Handschrift, Straßburg/London 1876. [online]
  • Karl Müllenhoff und Wilhelm Scherer (Hg.), Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem VIII.-XII. Jahrhundert, Bd. 1: Texte, Bd. 2: Anmerkungen, 3. Ausgabe von Elias von Steinmeyer, Berlin 1892 (Nachdruck Berlin/Zürich 1964), Nr. 85-86, Bd. 1, S. 270-287, Bd. 2, S. 417-430. [Bd. 1 online] [Bd. 2 online]
  • Friedrich Wilhelm (Hg.), Denkmäler deutscher Prosa des 11. und 12. Jahrhunderts, Abteilung A: Text; Abteilung B: Kommentar (Münchener Texte 8), München 1914/16 (Nachdruck in einem Band München 1960 [Germanistische Bücherei 3]), Nr. 7, A: S. 30f., B: S. 55-59. [Abt. A online] [Abt. B online]
  • Elias von Steinmeyer (Hg.), Die kleineren althochdeutschen Sprachdenkmäler, Berlin 1916 (Nachdruck Dublin/Zürich 1971), S. 156-180. [online]
  • Hermann Menhardt, Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek, Bd. 1 (Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Sprache und Literatur 13), Berlin 1960, S. 104-107. [online]
  • Lotte Kurras, Die deutschen mittelalterlichen Handschriften, Erster Teil: Die literarischen und religiösen Handschriften. Anhang: Die Hardenbergschen Fragmente (Kataloge des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg 1,1), Wiesbaden 1974, S. 158f. [online]
  • Karin Morvay und Dagmar Grube, Bibliographie der deutschen Predigt des Mittelalters. Veröffentlichte Predigten (MTU 47), München 1974, S. 5-8 (T 4-6).
  • Petrus W. Tax (Hg.), Notker latinus. Die Quellen zu den Psalmen. Psalm 101-150, den Cantica und den katechetischen Texten (mit einem Anhang zum Wiener Notker) (Die Werke Notkers des Deutschen 10A; Altdeutsche Textbibliothek 80), Tübingen 1975, bes. S. 749-760.
  • David R. McLintock, 'Althochdeutsche Predigtsammlungen A-C', in: 2VL 1 (1978), Sp. 305-308.
  • Ulrich Montag, Neue Fragmente der Wessobrunner Predigten, in: Befund und Deutung. Zum Verhältnis von Empirie und Interpretation in Sprach- und Literaturwissenschaft. Hans Fromm zum 26. Mai 1979, Tübingen 1979, S. 228-239.
  • Petrus W. Tax (Hg.), Notker der Deutsche, Der Psalter. Psalm 1-50 (Die Werke Notkers des Deutschen 8; Altdeutsche Textbibliothek 84), Tübingen 1979, S. XIX.
  • David R. McLintock, 'Geistliche Ratschläge', in: 2VL 2 (1980), Sp. 1174.
  • Hans Ulrich Schmid, Althochdeutsche und frühmittelhochdeutsche Bearbeitungen lateinischer Predigten des 'Bairischen Homiliars' (Althochdeutsche Predigtsammlungen B, Nr. 2, 3 und 4 und C, Nr. 1, 2 und 3, Speculum Ecclesiae Nr. 51, 52, 53 und 56), Teil I: Untersuchungen zu Textgeschichte, Syntax und Bearbeitungstechnik, Teil II: Die deutschen und lateinischen Texte in synoptischer Darbietung mit einem textbegleitenden Kommentar (Regensburger Beiträge zur deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft 29/1.2), Frankfurt a.M. u.a. 1986.
  • Ernst Hellgardt, Die deutschsprachigen Handschriften im 11. und 12. Jahrhundert. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß, in: Deutsche Handschriften 1100-1400. Oxforder Kolloquium 1985, hg. von Volker Honemann und Nigel F. Palmer, Tübingen 1988, S. 35-81, hier S. 57f. (Nr. 53).
  • Ernst Hellgardt, Die 'Wiener Notker'-Handschrift. Überlegungen zum ursprünglichen Bestand und Gebrauch, in: Aspekte der Germanistik. Festschrift für Hans-Friedrich Rosenfeld zum 90. Geburtstag, hg. von Walter Tauber (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 521), Göppingen 1989, S. 47-67.
  • Jonathan Green, Medieval German Manuscript Fragments from the University of Illinois at Urbana-Champaign. 'Althochdeutsche Predigtsammlung C', 'Das Buch der Natur', and 'Der Renner', in: ZfdA 133 (2004), S. 356-362, hier S. 356-358 (mit Abdruck von [e]).
  • Elisabeth Wunderle und Hans Ulrich Schmid, Ein neues Bruchstück der 'Althochdeutschen Predigtsammlung C', in: ZfdA 135 (2006), S. 164-172 (mit Abdruck von [b, Teil XII]).
  • Evelyn Scherabon Firchow unter Mitarbeit von Richard Hotchkiss (Hg.), Der Codex Vindobonensis 2681 aus dem bayerischen Kloster Wessobrunn um 1100. Diplomatische Textausgabe der Wiener Notker Psalmen, Cantica, Wessobrunner Predigten und katechetischen Denkmäler. Mit Konkordanzen und Wortlisten auf einer CD, Hildesheim/Zürich/New York 2009.
  • Elisabeth Wunderle, Cgm 5248. Die sogenannten althochdeutschen Fragmente der Bayerischen Staatsbibliothek München, in: ZfdA 139 (2010), S. 197-221, bes. S. 208-213.
  • Ernst Hellgardt, Die spätalthochdeutschen 'Wessobrunner Predigten' im Überlieferungsverbund mit dem 'Wiener Notker', Teil I: Texte, in: Zeitschrift für deutsche Philologie 130 (2011), S. 1-49.
  • Ernst Hellgardt, Die spätalthochdeutschen 'Wessobrunner Predigten' im Überlieferungsverbund mit dem 'Wiener Notker', Teil II: Quellen, in: Zeitschrift für deutsche Philologie 131 (2012), S. 33-72.
  • Rolf Bergmann (Hg.), Althochdeutsche und altsächsische Literatur, Berlin/Boston 2013, hier S. 293-315 ('Notker III. von St. Gallen', Sonja Glauch).
  • Ernst Hellgardt (Hg.), Die spätalthochdeutschen 'Wessobrunner Predigten' im Überlieferungsverbund mit dem 'Wiener Notker'.  Eine neue Ausgabe, Berlin 2014.
  • Elisabeth Wunderle, Die deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München. Die mittelalterlichen Handschriften aus Cgm 5255-7000 einschließlich der althochdeutschen Fragmente Cgm 5248 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,9), Wiesbaden 2018, S. 11-17.
  • manuscripta.at - Mittelalterliche Handschriften in österreichischen Bibliotheken. [online] [zur Beschreibung]
Archivbeschreibung[a] Hermann Menhardt (1931)
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[d] Karl Eckardt (1926) [unter Nürnberg, Kupferstichkabinett d. German. Nationalmuseums, S. D. 3709/3710]
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Ergänzender HinweisWir danken Frau Hofrätin Dr. Eva Irblich, Wien, und Frau Dr. Elisabeth Wunderle, München, für die Überlassung der Typoskripte ihrer Handschriftenbeschreibungen.

Textgestaltung
[a]: Interpunktion: Punkt auf der Zeile, Punkt auf halber Höhe, Punktstrich.
Beginn der lat. Psalmverse mit zinnoberroten, später in dunkler rot gehaltenen einzeiligen Capitalis-Majuskeln hervorgehoben, Beginn der ahd. Psalmverse mit schwarzbraunen, rot gefüllten Majuskeln, ab Bl. 49r unten mit roten Majuskeln betont. Zu Beginn der Psalmen zweizeilige rote Capitalis- und Unzial-Majuskeln. Zu Psalm 1 vierzeilige zinnoberrote Capitialis-Initiale, zu Beginn von Psalm 101 (Bl. 108r) dreizeilige Capitalis-Initiale.
Elke Krotz (Wien) / Elisabeth Wunderle (München), Februar 2024